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Cluster policy: Insights from the German leading edge cluster competition
Andrássy Universität Budapest
Sechster Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Regionalentwicklung im ländlichen Raum“ des Studiengangs International Economy and Business

Der Vortrag von Professor Cantner zu „Cluster policy: Insights from the German leading edge cluster competition“ schloss die Ringvorlesung „Regionalentwicklung im ländlichen Raum“ des Studiengangs International Economy and Business ab. Cantner ist seit 2000 am Lehrstuhl für Mikroökonomik an der Friedrich-Schiller- Universität Jena, an der er auch Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung ist. Weiterhin ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Syddansk Universitet Odense, Dänemark. Seit Dezember 2015 ist er Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation der Bundesregierung Deutschlands. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der
Innovationsökonomik, Entrepreneurship- und Gründungsforschung, industrielle Dynamik und Entwicklung, Kooperations- und Netzwerkforschung, Neue Ökonomischer Geographie sowie General-Purpose-Technologien samt den dazugehörigen Systemtransformationen.
In seinem Vortrag stellte Cantner die Ergebnisse der Begleitforschung und Cluster-Evaluierung zum Spitzencluster-Wettbewerb in Deutschland vor. Der Spitzencluster-Wettbewerb ist eines der zentralen Elemente der Hightech-Strategie der Bundesregierung.
Im Rahmen des 2007 gestarteten Programms wurden in drei Runden 15 Spitzencluster ausgewählt. Die Spitzencluster wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) mit dem Ziel gefördert, die Zusammenarbeit zwischen regionalen Forschungsinstituten und Hightech-Unternehmen in bestimmten Technologiebereichen zu fördern und somit Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Ziel der Begleitforschung ist die Analyse der strategischen und technologischen Entwicklung der Cluster, ihrer Ausstrahlung auf das regionale und sektorale Umfeld, sowie der Umsetzung der Innovationspotenziale in nachhaltige Wertschöpfung.

Zunächst ging Cantner auf die Idee systemischer Innovation ein. Ausgehend von Schumpeters dynamischem Unternehmer stellte er die Entwicklung theoretischer Konzepte von der Industrieökonomik bis zum Ansatz der Innovationssysteme dar. Im Kern stehe der Austausch von Information und Wissen zwischen den beteiligten Akteuren. Im Gegensatz zur traditionellen Ökonomik sei hierbei die Heterogenität der Akteure zentral. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ressourcen und Wissens sei der Zugang zu externem Wissen ein zentrales Element für ihre Innovationstätigkeit. Durch kooperative Innovationstätigkeit im Sinne gemeinsamer Entwicklung, neuer Ideen und deren Markteinführung ergäben sich für die beteiligten Akteuren Vorteile wie geteiltes Risiko und geteilte F&E-Kosten, die Kombination komplementärer Ressourcen und die Internalisierung von Spillover-Effekten durch Wissensaustausch und interaktives Lernen. Aufgrund der taziten Elemente nicht kodifizierten Wissens, die schwer kommunizierbar seien und deren Verwendung gelernt werden müsse, spiele die Nähe der Innovationsakteure eine zentrale Rolle. Laut Cantner sei dies der Hauptgrund für die regionale Konzentration von Innovationsnetzwerken in Clustern. Es entstehe ein System aus komplementären Akteuren. Zentral sei hierbei die Frage der Intermediation und der Anreize.
Hieraus lasse sich, so Cantner, staatliches Eingreifen, beispielsweise im Bereich der Anschubfinanzierung, begründen.
In Deutschland habe sich die systemische Innovationspolitik von einer Missionsorientierung in den 1950er Jahren, über eine Orientierung auf Diffusion und Schlüsseltechnologien in den späten 1960er Jahren zu einem Schwerpunkt bei Clustern und Netzwerken in den 1990ern entwickelt. Seit 2005 herrsche erneut eine Missionsorientierung vor, diesmal auf gesellschaftliche Herausforderungen (wie die Digitalisierung) ausgerichtet. Dabei gibt es in Deutschland etwa 350 technologisch ausgerichtete Cluster-Organisationen. Zu den Spitzenclustern zählten hierbei große und aktive Cluster-Organisationen, die eine enge Ausrichtung anhand einer gemeinsamen Strategie aufwiesen und daher eine hohe Sichtbarkeit nach außen hätten. Im Rahmen des Spitzencluster-Wettbewerbs würden hiervon 15 Spitzencluster, wie beispielsweise das Cluster Elektromobilität Süd-West oder das Medical Valley der Metropol-Region Nürnberg, ausgewählt und gefördert.
Im Rahmen der Begleitforschung könne bestätigt werden, dass die ausgewählten Cluster im europäischen Wettbewerb bereits vor der Förderung zu den Spitzenclustern gehörten.
Aufgrund der Zeitverzögerung zwischen Auswahl, Projektlaufzeit, Patentierung und ökonomischem Mehrwert sei eine abschließende Beurteilung derzeit noch nicht möglich. Wie Cantner vorstellte, könnten jedoch bereits erste Aussagen getroffen werden. Ein Mobilisierungseffekt im Sinne einer Intensivierung der Netzwerkstruktur könne ebenso festgestellt werden, wie eine verstärkte Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Bezüglich der regionalen Dimension ermögliche geographische Nähe zwar F&E-Kooperationen, sei aber keine notwendige Erfolgsbedingung für Innovationsaktivitäten. Die Projektzufriedenheit sei bei entfernten, aber gut bekannten Innovationspartnern sogar höher.
Außerdem sei zwar bereits vermehrter Wissensaustausch feststellbar, jedoch noch kaum Innovationen. Abschließend ging Cantner auf die F&E-Aktivitäten ein. Es könne ein Anstieg der F&E-Aktivitäten der geförderten Firmen im Vergleich zu nicht geförderten Firmen festgestellt werden. Hierbei handle es sich um zusätzliche F&E-Ausgaben und insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen stiegen die F&E-Aktivitäten stark an. Jedoch gebe es keinen signifikanten Unterschied zwischen Unternehmen, die im Rahmen des Spitzenclusterwettbewerbs gefördert würden und Unternehmen, die im Rahmen anderer Instrumente gefördert würden. Als Schlussfolgerung hielt Cantner fest, es sei wichtig, Mechanismen, nicht Akteure zu fördern und den Blick über den Tellerrand des Clusters hinaus zu erweitern. Eine angeregte Diskussion beschloss den Abend.

 

Bericht von Jutta Sehic

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