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"Euro Adoption: Cost and Benefits reassessed after the Crisis" - Ungarns Weg zum Euro
Fakultät für Internationale Beziehungen

Am 24. April 2014 fand an der Andrassy Universität Budapest (AUB) der Workshop “Euro Adoption: Cost and Benefits reassessed after the Crisis” statt. Er wurde vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der AUB und der Ungarischen Nationalbank gemeinsam im Rahmen der Konferenzreihe „10 Jahre EU-Osterweiterung“ gestaltet. Frau Professor Eckardt gab mit ihrer Moderation interessante Impulse zur Diskussion.

Dániel Palotai, Geschäftsführender Direktor für monetäre Politik bei der Ungarischen Nationalbank hob die Vorteile einer gemeinsamen Währung hervor und warb für die Euroeinführung in Ungarn. Er räumte indessen ein, dass der Weg dahin noch recht anstrengend wird. Hinsichtlich der Konvergenzkriterien, die jedes Land erfüllen muss, um sich für die Eurozone zu qualifizieren, sind zwar Fortschritte zu verzeichnen, allerdings sind noch erhebliche Anstrengungen nötig. Als positiv hob er hervor, dass das Kriterium der Nettoneuverschuldung seit einiger Zeit eingehalten wird, was die EU auch bewogen hat, das seit 2004 anhängige Defizitverfahren einzustellen. Die Gesamtverschuldung muss jedoch noch heruntergefahren werden. Bei der der Inflationsrate sei Ungarn auf gutem Wege, weil die steuerbedingten Effekte der Preissteigerung der Vergangenheit – Ungarn hat ja etliche Sondersteuern eingeführt, um den Haushalt zu konsolidieren – jetzt nicht mehr durchschlagen.

Die Einhaltung der Konvergenzkriterien sei zwar wichtig, genauso wichtig sei es jedoch, dass die Wirtschaft einen kräftigen Sprung nach vorne macht. Wenn nämlich die Wirtschaftskraft der Länder mit gemeinsamer Währung keine allzu großen Unterschiede aufweist, dann bietet die Mitgliedschaft in der Eurozone auch einen Schutz bei externen Schocks. Man müsse deshalb alles daran setzen „gute Zeiten auszunutzen”, d.h. die Staatsverschuldung zu reduzieren, wenn die Wirtschaft gut läuft und die Steuereinnahmen zunehmen.

Katalin Bodnár, Analystin bei der Ungarischen Nationalbank, wies darauf hin, wie wichtig aus realwirtschaftlicher Sicht eine hinreichende Flexibilität der Arbeitsmärkte im Rahmen einer Währungsunion ist. Ungarn steht in dieser Hinsicht noch vor einigen Herausforderungen. Obwohl Ungarn im Vergleich zu den EU-Ländern starke Fortschritte gemacht hat, steht es hinsichtlich der Teilzeitbeschäftigung noch unter dem EU-Durchschnitt. Rasche Reformen sind nötig, weil sonst bestimmte Gruppen, vor allem Frauen mit Kleinkindern kaum einen dauerhaften Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Die Nachfrage nach Teilzeitarbeitsplätzen steigt im Übrigen nicht nur während einer Wirtschaftskrise, sie drückt vielmehr einen allgemeinen Trend aus.

Siegfried Franke, Professor für Wirtschaftspolitik an der Andrássy Universität erläuterte die Funktion von Wechselkursen. Im Idealfall können diese nur fortfallen, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Staaten eines einheitlichen Währungsgebietes stark angenähert haben, wenn es also einen „optimalen Währungsraum“ gibt. Die Kontroverse, ob die Einführung des Euro zu früh komme, drehte sich genau um diese Frage. Die „Krönungstheorie“ sah die Währungsunion als den letzten Schritt der wirtschaftlichen und politischen Integration. Dem setzte die „Lokomotivtheorie“ entgegen, dass das Warten darauf, die Einführung des Euro auf den „Sankt-Nimmerleins-Tag“ verschiebe. Beginne der Euro in einer begrenzten Zahl von Staaten, die die „Konvergenzkriterien“ – wie auch Herr Palotai erläuterte – erfüllen, und die sich auch künftig an eine strikte Haushaltsdisziplin halten, so wird dies eine wirtschaftliche und politische Dynamik entfalten, die die weitere Integration voranbringe und anziehend für weitere Staaten wirke. Leider haben sich einige Staaten an diese Vorgaben nicht gehalten. Weil die Auflösung der Währungsunion weder politisch noch wirtschaftlich ratsam ist, sind zur Überwindung der Krise besondere Bürden zu tragen. Für Ungarn ergibt sich daraus, dass es zum einen die Hürden der Konvergenzkriterien und der wirtschaftlichen Angleichung überwinden muss, und dass es zum anderen als Mitglied der Währungsunion natürlich auch dessen Bürden mit zu übernehmen hat, z.B. das Haftungsrisiko im Rahmen des Euro-Rettungsschirms.

Professor Dietmar Meyer, der an der Andrássy Universität Wirtschaftstheorie lehrt, plädierte – in Anlehnung an das Modell der räumlichen Preisdifferenzierung – für eine  sachgerechtere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Da die Bank bislang nur einheitliche Leitzinsen für die Kreditvergabe kennt („One fits all-Strategie“), wird sie den unterschiedlichen Gegebenheiten der Staaten nicht gerecht. Dies führt dazu, dass es – wie schon in den 50-er und 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts – zu Migrationsströmen von wirtschaftlich schwachen zu wirtschaftlichen starken Ländern kommt. Die betrübliche Folge ist, dass die Differenzen in der wirtschaftlichen Leistungskraft der Länder in der Eurozone und in der EU insgesamt immer größer werden.

Die „Andrássy“ bedankt sich vor allem bei der Ungarischen Nationalbank für die Initiative zu diesem Workshop und ihre tatkräftige Unterstützung. Der Hinweis, dass der Workshop Fortführungen finden sollte, um interessierten Studenten die Möglichkeit zu geben, die Verbindung von Theorie und Praxis der Geldpolitik näher kennenzulernen, wurde ebenfalls dankbar aufgenommen.

Text: Eszter Schwarcz / Edit Szabó

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