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Die vielfältigen Dimensionen der Diplomatie des Heiligen Stuhls
Frau Annette Schavan, ehemalige Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl, beschreibt die besonderen Vermittlungsaufgaben des Heiligen Stuhls und die friedensstiftende Kraft von Religionen im internationalen Kontext.

Im Rahmen seiner  Veranstaltungsreihe ‚Religion und Diplomatie‘ hatte das Zentrum für Diplomatie an der AUB zu einem Vortrag zum Thema ‚Die Weltkirche und die Kunst der Diplomatie‘ eingeladen – wieder mit großzügiger Unterstützung der der Hanns Seidel Stiftung. Vortragende war Frau Annette Schavan, ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung und ehemalige Botschafterin der Bundesrepublik Deutschlands beim Heiligen Stuhl.

Frau Schavan berichtete über ihre Tätigkeit am Heiligen Stuhl und die Wichtigkeit von Religionskompetenz in der internationalen Diplomatie. Sie beschrieb den Heiligen Stuhl als älteste Diplomatie der Welt, deren Erfahrungsschatz über die Jahrhunderte entstanden und deswegen von besonderem Interesse sei. 183 Staaten unterhalten diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl, auch Länder, in denen das Christentum nicht die prägende Religion ist. Grund dafür sei, dass viele Staaten und internationale Organisationen die strategische Bedeutung von religionsbezogener Friedenspolitik erkannt hätten und es keine andere Organisation gebe, die im gleichen Ausmaß Begegnungen zwischen (Religions-)Kulturen organisiere. Die Katholischen Nuntien seien als Botschafter des Heiligen Stuhls inmitten der Gesellschaft tätig – in Schulen, Bildungseinrichtungen oder Krankenhäusern. Daher sei die Diplomatie geprägt durch ein tiefgehendes Verständnis für die jeweiligen Länder und deren Kulturen und Gesellschaften.

Frau Schavan beschrieb den Heiligen Stuhl als wegweisenden Akteur in der internationalen Diplomatie und in diversen Friedensprozessen. Als prominentestes Beispiel für die besonderen Vermittlungsaufgaben führte sie die Rolle bei der Wiedervereinigung Europas an. Papst Johannes Paul II. sei ein zentraler Unterstützer für die Vermittlung zwischen Mittel- und Osteuropa und dem Westen gewesen. Darüber hinaus beschrieb sie wie die Kirchen die friedliche Revolution mitgetragen und zur Verständigung beigetragen haben. Frau Schavan betonte den engen Zusammenhang zwischen Religion bzw. der Weltkirche und Politik – dies sei nicht nur Rhetorik, sondern eine friedensstiftende Notwendigkeit und hätte dazu geführt „Europa mit beiden Lungen atmen zu lassen“.

Darüber hinaus beschrieb Frau Schavan den Wandel der Diplomatie des Heiligen Stuhls seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus. Dieser sei ein großer Verfechter eines nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen und präge ein neues Verständnis von Leitbegriffen. Die Umwelt-Enzyklika des Papstes wurde z.B. unter Mitwirkung eines Klimaforschers erstellt und basiere auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Insgesamt sei mit dem neuen Pontifikat ein neues Kapitel in der katholischen Soziallehre aufgeschlagen worden – ein neues Prinzip und ein neues Gerechtigkeitsverständnis präge die Diplomatie und Politik.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland beschrieb Frau Schavan als ambivalent, da Deutschland das Land der Reformation sei, ein Land das besondere Fragen stelle und Reform-Agenden einbringe. Dies sei nicht immer beliebt, daher sei es außerordentlich wichtig den Gesprächsfaden nicht aufzugeben. Dies sei einer der wichtigsten Grundsätze der Kunst der Diplomatie.

Frau Schavan schloss mit einer Botschaft des neuen Papstes ab, welcher die Welt auffordere, sich stärker mit gemeinsamen Lösungen zu beschäftigen, Erfahrungen aus der Pandemie zu nutzen und stärker zusammenwirken. Es reiche nicht ein friedliches Nebeneinander zu haben. Religionen hätten als friedensstiftende Kraft den Auftrag in ihre Gesellschaften und Kulturen hineinzuwirken, um Frieden zu schaffen und Armut zu bekämpfen.

Lisa STOFFERS

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