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Die ewig Kompromissbereiten
Andrássy Universität Budapest
Am Mittwoch, dem 24. April hielt Dr. Géza Pálffy einen Gastvortrag an der Andrássy Universität mit dem Titel: Bollwerk und Speisekammer Mitteleuropas – Das Königreich Ungarn in der Habsburgermonarchie im 16. Und 17. Jahrhundert.

Pálffy – Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Geschichte – forscht als Historiker vorwiegend über das Ungarn der Habsburgerzeit. Nach einer kurzen Vorstellung durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Dietmar Meyer, eröffnete Pálffy seinen Vortrag mit einer Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Gründungsdekan der AUB, Horst Haselsteiner.

Es gibt in der Geschichte verschiedene Auffassungen und Erklärungen über die ungarisch-habsburgischen Beziehungen im 16. Und 17. Jahrhundert. Pálffy kritisierte die „national-romantische Geschichtsschreibung“, welche im 19. und 20. Jahrhundert vorherrschte. Seiner Meinung nach wurde lange die Diversität des ungarischen Königreiches vernachlässigt, zugunsten einer Narrative über die Unabhängigkeitsbestrebungen und Einigkeit der ungarischen Adeligen. Besonders in der kommunistischen Zeit Ungarns wurde das Land häufig als eine von den Habsburgern „ausgebeutete Kolonie“ dargestellt. Diese anti-habsburgische Geschichtsanschauung wurde noch bis in die 1980er Jahre gelehrt. Pálffy stellt in seinem Vortrag allerdings die These auf, dass Ungarn im 16. Und 17. Jahrhundert sehr wichtig für das Habsburgerreich war und beide Seiten durchaus von den engen Beziehungen profitieren konnten. Besonders wichtig war Ungarn dabei für die Habsburger in seiner Rolle als „Bollwerk“ gegen die Angriffe der Osmanen und dabei war es ein elementarer Bestandteil der Kriegspolitik und weit davon entfernt, einfach nur ein „Pufferstaat“ zu sein. Außerdem war die österreichische Monarchie angewiesen auf die ungarischen Agrarprodukte – und auch Ungarn hatte viele Vorteile durch den Export von Gütern aller Art. Besonders ging Pálffy in seinem Vortrag auf die Zusammenarbeit und die Kompromisse der ungarischen Stände mit der Monarchie ein. Allein in der Verwaltung des Reiches spielten die Adeligen Ungarns eine extrem wichtige Rolle. Obwohl die Verwaltung stark zentralisiert war, hatten die Ungarn eine eigenständige Regionalverwaltung und die Stände konnten auf lokaler Ebene großen Einfluss ausüben.

Zwar werden die ungarischen Stände häufig noch als die „ewigen Rebellen“ dargestellt, aber die Zusammenarbeit mit der Monarchie war  in Wirklichkeit viel fruchtbarer – laut Pálffy schloss es sich in der damaligen Zeit nicht aus, gleichzeitig loyal gegenüber den Habsburgern und ungarischer Nationalpatriot zu sein. Gerade im 17. Jahrhundert waren die Stände immer wieder geneigt, Kompromisse und Ausgleiche mit den Habsburgerkönigen einzugehen, denn meistens wurden durch diese Ausgleiche ihre Privilegien erhalten oder verbessert. Während des Vortrages verwies Pálffy auch immer wieder auf die Parallelen zur aktuellen ungarischen Lage und Politik und zeigte somit, dass die historischen Forschungen auch heute noch eine brisante Rolle spielen.

Im Anschluss an den interessanten Vortrag kam es noch zu einer kurzen Frage- und Diskussionsrunde. Pálffy beantwortete die Fragen seiner Historikerkollegen und es konnte eine anregende Diskussion gestartet werden.

Katharina SCHLEPPER

 

Foto: MTA

Ort - Andrássy Universität Budapest
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