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Das endliche Leben - Altern in Würde
Waldviertel Akademie 2013:

Die Internationalen Sommergespräche vom 29. bis 31. August 2013 in Weitra, fanden nun schon zum 29. Mal statt. Fünf Studierende der Andrássy Universität Budapest (AUB) hatten auch dieses Jahr wieder die Ehre daran teilzunehmen. Die Gespräche wurden feierlich auf Schloss Weitra mit unter anderem Lotte Tobisch sowie Dr. Ernst Wurz, Vorsitzender der Waldviertel Akademie eröffnet.

Die Vorträge sowie Workshops fanden am Freitag und Samstag von jeweils 9.00 Uhr vorwiegend im Rathaus von Weitra statt. Das Einstiegsthema „Die Würde des Alters” wurde von Prof Dr. Kampits und Prof. Dr. Rosenmayr referiert. „Schöpferisches Altern oder hilfloses Vergreisen?”, Kampits sprach auch von der „Freiheit zum Tode” und zitierte Heidegger zum „Dasein ist das Sein zum Ende”. Rosenmayr bezeichnete in seinem Referat „Lasst uns mit dem Kürbis fliegen - Deutungen des Alters: Impulse aus den Weltkulturen” das Altern als Prozess der Entropie. Diesem Ordnungsverlust in den Organen des Körpers setzt er einen möglichen negentropischen Prozess, nämlich das „Aufsaugen der Ordnung” entgegen. Zudem sprach Rosenmayr von der „Ars moriendi - die Kunst des Sterbens”. Die Würde des Alters wurde entzogen und müsste erst wieder neu aufgefrischt und integriert werden. Hoffnung dafür sah Rosenmayr unter anderem genau in Gesprächen wie die der Waldviertel Akademie.

„Hinter den Kulissen des Pflegeheims Weitra” hieß es anschließend am Freitagnachmittag. Diesbezüglich wurde ein Ausflug samt Vorträgen, Diskussion und Besichtigung, zum Landespflegeheim (LPH) Weitra veranstaltet. „Mensch sein - Mensch bleiben”, so lautet das Leitbild des LPH. Das Heim wurde in Kleingruppen besichtigt. Nach abschließendem Empfang wurde das Programm der Sommergespräche in Form von Workshops in der Hauptschule von Weitra fortgesetzt. Elke Kohl und Christine Zeiner, sprachen über „Die vielen Gesichter von Trauer”. Die kindlichen Gesichter der Trauer und die Trauer der Jugendlichen unterscheiden sich von den Trauerreaktionen der Erwachsenen. In den 90 Minuten versuchten die beiden Referentinnen das Leitmotiv ihrer Tätigkeit als Trauerbegleiterinnen zu vermitteln, nämlich Kinder und Jugendliche nicht vom Abschied fernzuhalten, sondern sie an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Dr. Peter Kellner, Leiter der Abteilung Remobilisation und Nachsorge im Landesklinikum Gmünd, hielt einen Vortrag aus dem Bereich Geriatrie und sprach über Problemlösungen beim Älterwerden.

Anschließend wurden wir zur „Langen Nacht des Films” nach Gmünd zum Film „Amour” geladen. Michael Haneke, Regisseur und Drehbuchautor des Films, bekam dafür die Goldene Palme in Cannes, einen Golden Globe als bester fremdsprachiger Film und den Oscar als Bester ausländischer Film 2013. Nach der Filmpräsentation wurde Haneke vom ORF 1 live zu seinem Werk interviewt. Auch Fragen aus dem Publikum wurden dabei aufgenommen und beantwortet.

Der Samstag beinhaltete Vorträge über „Der Mensch im Alter- Leben, Alltag und Ökonomie”. Mag. Horvatic, Medienpädagogin am Institut für Bildungswissenschaft der Uni Wien, behandelte ein durchaus unbehandeltes und weitgehend sogar verdrängtes Thema: „Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe vor dem Alter(n) - oder: Die Last mit der Lust - zwischen Libido und Zärtlichkeit”. Wie gehen wir mit der Sexualität im Alter um? Inwiefern ist es für unsere Vorstellungen sogar erlässlich, diese zwei Sachen miteindander zu verbinden? Horvatic nahm sich kein Blatt vor dem Mund und schweifte viele Tabus an.

Prof. Kastner, Dekan der Fakultät Mitteleuropäische Studien (MES) an der AUB, hielt einen Vortrag über den Idealtypus vom alten und weisen Herrscher - zwischen Verklärung und tatsächlicher Bedeutung. Historische Beispiele verklärter Regierenden wurden analysiert, um zu zeigen, inwieweit der „alte und weise Herrscher” Mythos oder Wirklichkeit ist. Im Folgenden wurde über „Die Autonomie des Sterbens- Palliativmedizin und Sterbehilfe” referiert. Was bedeutet „Recht auf einen selbstbestimmten Tod?”, „der Tod - ein Exposé”, „Die schöne Kunst des Sterbens”. „Wir brauchen eine neue Ars moriendi, denn wir haben das Sterben verlernt”, so Lotte Ingrisch, Pionierin der Jenseitsforschung. „Wenn Einstein Recht hat und die Trennung in Zukunft und Vergangenheit Illusion ist, sind wir gleichzeitig lebendig und tot.”

Den Abschluss der Sommergespräche bildete die Buchpräsentation von Martina Rosenberg „Mutter, wann stirbst du endlich? - Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreissprobe wird”. Es ist die Geschichte ihrer eigenen Familie, für die das Leben durch die Extrembelastung der Pflege der schwerkranken Eltern zum Albtraum wurde.

„Endliches Leben - Altern in Würde” - das Thema regte sehr zum Nachdenken und Diskutieren an. Die Internationalen Sommergespräche verliefen sehr erfolgreich und erlangten im Publikum sowie unter den Referenten eine sehr positive Resonanz. Sie werden im kommenden Sommer 2014 wieder in Weitra, diesmal sogar als 30. Jubiläums-Sommergespräche stattfinden.

Text: Madeleine Kohl

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