Interesse an einem Studium?

Nachrichten

Bertha von Suttner – eine eigenwillige Stimme gegen den Militarismus
Fakultät für Internationale Beziehungen

Das Österreichische Kulturforum Budapest und die Fakultät für Internationale Beziehungen der Andrássy Universität Budapest (AUB) luden am 3. April 2014 zu einem Vortrag über die erste weibliche Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner ein. Den Vortrag hielt Prof. Dr. Laurie R. Cohen von der Universität Innsbruck; sie gab ihm den Titel: „Bertha von Suttner – eine eigenwillige Stimme gegen den Militarismus“.

Das Referat fand im Rahmen der „Berta-von-Suttner-Reihe zur Politikwissenschaft“ statt, die sich unter anderem Fragen von Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit widmet. Die Leiterin des Österreichischen Kulturforums, Dr. Susanne Bachfischer, drückte in der Begrüßung ihre Freude darüber aus, dass nun endlich die Namensgeberin selbst Thema der Vorlesung ist; dieses Jahr nämlich wird Bertha von Suttners 100. Todestag begangen – sie starb nur eine Woche vor dem folgenreichen Attentat von Sarajevo. Die folgenden furchtbaren Jahre sollten Suttners schlimmste Befürchtungen noch übertreffen.

Die Referentin Laurie Cohen ging in ihren Ausführungen auf das bewegte Leben Suttners ein. Sie war Autorin des bis dato erfolgreichsten Antikriegsromans „Die Waffen nieder!“, war Wegbereiterin der Haager Friedenskonferenzen und auch des Friedensnobelpreises. Geboren wurde sie als Gräfin Kinsky in Prag, kam dann als Gouvernante ins Hause Suttner und heiratete den jüngsten Sohn der Familie, welcher deswegen daraufhin enterbt wurde. Zusammen zogen sie in den Kaukasus und verbrachten acht Jahre unter schwierigen finanziellen Umständen bei der Fürstin von Mingrelien (heute Georgien). Dort begann sie mit dem Schreiben.

Nach der Versöhnung mit der Familie ihres Mannes und der Rückkehr nach Niederösterreich veröffentlichte sie den Roman „Die Waffen nieder!“, der in kürzester Zeit in viele Sprachen übersetzt und ein großer Erfolg wurde. Sie wurde zum Gesicht der europäischen Friedensbewegungen und beteiligte sich an mehreren Friedenskonferenzen. Enttäuscht war sie von der vorherrschenden politischen Apathie in der Bevölkerung. 1905 erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis. Diese Entscheidung war durchaus umstritten: Sie war eine Frau, sie kämpfte für die Rechte der Frauen, ihren Roman kann man keineswegs der hohen Literatur zurechnen, politisch war sie sehr umstritten (sie war sehr liberal eingestellt, positionierte sich etwa klar gegen Antisemitismus), außerdem war sie mit nicht unumstrittenen Persönlichkeiten wie Zar Nikolaus befreundet.

Die Referentin zeigte mehrere Karikaturen, da die „Friedens-Bertha“ als Ikone der Friedensbewegung ein besonders beliebtes Spottobjekt der Karikaturisten war. Immerhin aber wurde sie nicht ignoriert, wie sie selbst positiv bemerkte. Dargestellt wurde sie etwa als Göttin auf einem Altar, die von ihren Anhängern die Opferung von Deutschbüchern (Symbol für die „deutsche Hochkultur“) forderte, oder als Hausfrau und Mutter, die mit ihrem Mann (Zar Nikolaus) um das Kind streitet, welches in der Badewanne der Abrüstung baden soll.

Nach ihrem Tod bekannte Stefan Zweig, dass er zu jenen gehöre, die sie nicht genug verehrten, als sie noch war: „Man nahm diese leidenschaftliche Monotonie des Gedankens für Armut.“ Heute stehe man beschämt da, und müsse erkennen, dass Bertha von Suttner um den Krieg gewusst habe: „Wir aber haben nicht an Krieg geglaubt, wir wollten uns nicht stören lassen.“

Nach dem Vortrag wurde darüber diskutiert, inwieweit die Tatsache, dass Suttner eine Frau war, sie für Karikaturen prädestinierte. Tatsächlich: Sie war nur eine von vielen Köpfen der Friedensbewegung, doch war sie die einzige Person, die karikiert wurde. Sie ging jedoch humorvoll damit um und lachte selbst über die Karikaturen. Die Sache war ihr wichtiger – Publicity konnte nur nützen.

Eine spannende Frage ist, wie Suttner überhaupt zur Friedensbewegung kam – zum einen las sie Werke von Kant („Zum ewigen Frieden“) und Tolstoi, zum anderen engagierte sie sich in der feministischen Bewegung und näherte sich dann in einem längeren Prozess der Friedensbewegung an, deren bekanntestes Gesicht sie schlussendlich wurde.

Dr. Christina Griessler dankte als Vertreterin der Fakultät für Internationale Beziehungen der Referentin sowie dem Österreichischen Kulturforum. Die Diskussion wurde beim anschließenden Empfang fortgesetzt.

Text: Tobias Lechner

2024-4 Mai 2024 2024-6
 
 
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16 17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
Veranstaltungsnewsletter