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Arno Niederle zur Bildungssituation von Roma in Ungarn
Doktoratskolleg für Mitteleuropäische Geschichte

Die Aktualität und Relevanz des Themas der Bildungssituation von Roma/Romnija in Ungarn steht besonders in Ungarn außer Frage. Bereits in der Einleitung des Vortrags von Arno Niederle am 19.11.2012 an der Andrássy Universität Budapest (AUB), welcher von Ursula Mindler (Fakultät für Mitteleuropäische Studien/MES an der AUB) organisiert und vom Österreichischen Kulturforum Budapest (ÖKF) und dem MES-Doktoratskolleg unterstützt wurde, wurden die zwei wichtigsten Ausgangspunkte der kritischen Situation in Ungarn festgestellt: Das Bildungsniveau der Roma liegt unter dem Durchschnittslevel und muss in der nahen Zukunft verbessert werden.

Das Thema ist hochaktuell, genau aus diesem Grund ging der Vortragende der Fragestellung im Rahmen eines Forschungsstipendiums 2008 nach. Seine Forschungsergebnisse im Bereich Wissenschaft und Praxis und deren engen Verbindung stellte er dann recht informativ dar.

Im Unterschied zu Ungarn zählt die Thematisierung der Roma Problematik im deutschsprachigen Bereich eher zu den Seltenheiten. Die Geschichte der Roma ist auf eine sehr lange Tradition zurückzuführen. Sie waren bereits in der Zeit des Staatssozialismus die am stärksten diskriminierte Minderheit. Sie waren auch ein sehr heikler und umso wichtiger Bestandteil der Zwangsassimilation unter der Regierungszeit von Maria Theresia und der Landreform. Sie waren als soziale Randgruppe eingestuft. Im Rahmen der „Zigeunerpolitik“ kam es dazu, dass ihr Schicksaal in den drei Schritten Eingliederung in die Gesellschaft, Ausweitung der Schulausbildung und Beseitigung der Roma-Siedlungen tiefgreifender thematisiert wurde.

Ein sehr schwerwiegendes Problem zu jener Zeit war unter anderem das Phänomen des Beschäftigungsniveaus auf der untersten Ebene mit einem auffälligen Rückdrang der Roma Frauen, von dem die hiesige Minderheit enorm stark betroffen war. Durch den Systemwechsel 1989 erodierte das politische System und das Bildungsniveau verschlechterte sich in raschen Schritten.

„Underclass“, „Culture of Poverty“ und eine recht zurückgebliebene Stellung auf dem Arbeitsmarkt waren die Begriffe, die die Roma bezeichneten.

Nach Niederle war die Lage der Bildungssituation in der Zwischenkriegszeit auch nicht besser. Die Roma Schüler verbrachten in der Schulbank nur 2-3 Jahre mit ziemlich hohen Fehlstunden. Als Konsequenz konnte sie mit so gut wie keinen Chancen auf dem Arbeitsmarkt rechnen. Die Bildungsschere klaffte immer weiter auseinander.

Die Problematik scheint heute nicht von geringer Bedeutung zu sein. All die Maßnahmen der Politik sowie Stipendien, Gandhi- Gymnasium in Pécs, Integrationspauschale etc. sind zum jetzigen Zeitpunkt in den Kinderschuhen und brauchen noch Zeit sich etablieren zu können.

Aber quo vadis Integration? Wie könnte das Problem, das durch die Roma alle anderen Schichten der Gesellschaft betrifft, gelöst werden? 

Die Diskussion wurde zwar mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen der Problematik eröffnet und auch abgeschlossen, trotzdem blieben viele Fragen offen.

Niederle‘s Meinung nach, wäre ein effizientes Monitoring erforderlich, um aus dem Teufelskreis auszubrechen zu können. Soziale Programme, Bewusstseinsprogramme, knappe Ressourcen, Anhebung des Lebensstandards und Abbau von Segregation stellen das Land Ungarn vor neue Herausforderungen, die nach dem aktuellsten Stand erst in der ferner Zukunft sich bewältigen lassen. Es sollte zuerst zu einem radikalen Umdenken kommen, damit jegliche Anstrebungen und Ideen in der Roma-Gesellschaft Fuß fassen können. Das schlechte Image von Ungarn im Bezug auf Roma sollte idealerweise auf lange Sicht der Vergangenheit angehören.

Text: Eszter Németh

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