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Öffentliche Diplomatie der Tschechischen Republik: Instrumente und Probleme
Lehrstuhl für Kulturwissenschaften, Studiengang "Internationale Beziehungen"
Vortrag von Šárka Waisová

Am 7. Dezember 2016 referierte Šárka Waisová von der Westböhmischen Universität in Pilsen, derzeit Gastprofessorin an der National University of Public Services in Budapest (Nemzeti Köszolgálati Egyetem) an der Andrássy Universitär Budapest zum Thema „Öffentliche Diplomatie der Tschechischen Republik: Instrumente und Probleme“. Der Vortrag wurde von Christina Griessler (netPOL/Zentrum für Demokratieforschung) und Ursula Mindler-Steiner (Lehrstuhl für Kulturwissenschaften) organisiert und von Ferdinand Trauttmansdorff (Leiter des Lehrstuhls für Diplomatie I) moderiert, der seine eigenen Erfahrungen als ehemaliger österreichischer Botschafter in Prag in die Diskussion einbrachte.

Zu Beginn des Vortrags stellte Waisová das Konzept der „soft power“ in zwischenstaatlichen Beziehungen vor, das sie als Möglichkeit eines Staates „andere Staaten von einer bestimmten Politik ohne die Anwendung von Gewalt (‚hard power’) zu überzeugen“, definierte. Public Diplomacy habe die Aufgabe, diese „soft power“ zu produzieren, die wiederum von verschiedenen Aspekten gestaltet werden würde, u. a. durch Handel und Wirtschaft, Kultur, Politik, NGOs und internationales Engagement sowie Bildung. Die Diplomatie versuche diese Elemente zu nutzen, um unter anderem ein bestimmtes Image eines Staates zu kreieren. Dieses beeinflusse wiederum die Rolle, die ein Staat in der internationalen Staatengemeinschaft einnehme, die auch von der Wahrnehmung der anderen Staaten abhängig sei. Das Image eines Staates sei nicht statisch, sondern etwas flexibel. Public Diplomacy sei bestrebt, dem eigenen Staat ein positives Bild zu geben, wobei sich laut Waisova Public Diplomacy von Propaganda dadurch unterscheide, dass „Public Diplomacy nicht lügt“. Die Instrumente der Public Diplomacy seien u. a. „Nation Branding“, Förderung von Kulturaustausch, die Erstellung von länderrelevanten Internetseiten, Aktivitäten von opinion leaders und opinion makers, eigene Zeitschriften, Fernsehen, Rundfunk, nationale Zentren im Ausland, politische Bildung im Ausland und andere Kampagnen. Die Akteure der Public Diplomacy seien Regierungen, Diplomaten, Botschaften, Kulturinstitute, NGOs, Medien, aber auch – sehr wichtig – bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft und aus dem Kunst- und Kulturbereich.

Waisová hielt fest, dass gerade für die kleineren Staaten Mittel- und Osteuropas die Public Diplomacy von Bedeutung sei, da diese über keine nennbare militärische Macht, d. h. „hard power“ verfügen würden. In der Tschechischen Republik würden seit dem Jahr 2000 die Instrumente der Public Diplomacy in der Außenpolitik gezielt eingesetzt werden. Kulturpolitik und Kulturzentren würden gefördert, Informationskampagnen gestartet, relevante Internetseiten erstellt und am „Nation Branding“ sei gearbeitet worden, wobei trotz dieser Verbesserungen Waisová auch einige Defizite feststellte. Einerseits sei die Kompetenzaufteilung der verschiedenen Akteure nicht eindeutig geklärt, z. B. scheinen die tschechischen Kulturinstitute auch für die Vermittlung von wirtschaftlichen Kontakten verantwortlich zu sein. Weiteres würden die verschiedenen Akteure unterschiedliche Logos verwenden, daher gebe es keinen Wiedererkennungseffekt. Die Logos seien außerdem zum Teil umstritten, wie z. B. die Sprechblasen, die das Außenministerium verwende, oder das Schneckenlogo für den tschechischen Tourismus. Die Beschreibung Tschechiens auf der offiziellen Homepage des Außenministeriums als „modern and creative country with rich cultural traditions“ sei nicht sehr spezifisch und könne weniger als typisch tschechisch interpretiert werden. Zum Schluss erwähnte Waisová noch die Diskussion um den englischen Kurznamen „Czechia“, den das Außenministerium seit November 2016 propagieren würde, um die Nennung des Landes zu vereinfachen. Auch diese Initiative würde nicht überall positiv aufgenommen, meinte Waisová.

Im Anschluss an die Referentin kommentierte Ferdinand Trauttmansdorff den Vortrag und moderierte die Fragen des Publikums.

Text: Christina Griessler

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