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FreedomKeepers Konferenz und Workshop gegen Menschenhandel in Europa
YCDN

Im Rahmen des Young Citizens Danube Network (YCDN) fand die Kampagne „FreedomKeepers“, die sich gegen Menschenhandel einsetzt, in Kooperation mit Arbeit und Leben NRW vom 14. bis 15. Mai in der Andrássy Universität Budapest eine internationale Konferenz und ein Workshop zu dem spannenden Thema „Menschenhandel in Europa“ statt. Experten aus unterschiedlichen Ländern Europas trafen dabei mit Interessenten – insbesondere Studenten aus Budapest – zusammen, diskutierten das Problem und entwickelten Lösungsansätze.  

Die Präventionskampagne „FreedomKeepers“ will die europäische Gesellschaft für das Thema sensibilisieren und besonders junge Menschen vor den Gefahren warnen. Gleichzeitig soll Druck auf die Politik ausgeübt werden, um bessere Schutzmaßnahmen gegen den fortschreitenden Menschenhandel innerhalb Europas durchzusetzen. „FreedomKeepers“ wird in Deutschland u.a. durch den Kinder- und Jugendplan International des Bundes finanziert. Die Organisatoren der Präventionskampagne agieren nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern koordinieren auch Maßnahmen in den Zielländern und stellen Material in vier Sprachen zur Verfügung. Daneben organisieren sie Filmvorführungen, Präsentationen, Diskussionen und Flashmobs, um noch mehr Menschen mit ihren Kampagnen zu erreichen.

Im Rahmen der Konferenz „Human Trafficking in Europe“ sprach Professor Endre Sík, Soziologe an der Eötvös Loránd Universität in Budapest, das Problem an, dass neben den Flüchtlingsströmen aus Nordafrika insbesondere Rumänien und Bulgarien Europas „Brandherde“ in Bezug auf Menschenhandel seien. Vornehmlich aus diesen Ländern würden Menschen verschleppt und ausgebeutet, so der Soziologe. Offizielle Zahlen gebe es nur selten, da diese meist auf freiwilligen Angaben der Opfer beruhen würden. Auch in Ungarn, so die Gastrednerin Gál Eszter, Mitarbeiterin des ungarischen Innenministeriums, sei man inzwischen über die hohe Zahl von Verschleppten, insbesondere von jungen Ungarinnen, die in Westeuropa z.B. in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich oder der Schweiz zur Prostitution gezwungen werden, besorgt. Die Dunkelziffer dürfte dabei weitaus höher sein, da die rechtliche Interpretation des Terminus „Opfer von Menschenhandel“ durch die ungarische Regierung sehr eng definiert sei. So ließen sich weitaus weniger Betroffene offiziell als Opfer von Menschenhandel definieren. Die Problematik der „modernen Sklaverei“ wurde von der Expertin Viktória Mihalkó, Mitarbeiterin der gemeinnützigen Vereinigung Anthropolis, thematisiert: Sie hob hervor, wie wichtig es sei, eine klare Unterscheidung zwischen Menschenhandel und Sklaverei zu machen.

Andre Thielmann, Soziologie und Mitarbeiter in der Diakonie Wuppertal, der sich im Rahmen seiner Arbeit ebenfalls mit der Prävention von Menschenhandel auseinandersetzt, sprach die „Unsichtbarkeit der Arbeitsausbeutung“ in Deutschland an. Viele Rumänen, Bulgaren, Ungarn und Serben ziehe es in der Hoffnung auf eine gut bezahlte Arbeit nach Westeuropa. Die Realität sehe meist anders aus: Akkordarbeit in Fleischfabriken, in Bauunternehmen oder als Erntehelfer. Die Wohn- und Arbeitsbedingungen seien nicht selten menschenunwürdig.

Weitere Gastvorträge wurden am ersten Tag der Veranstaltung von den Expertinnen Györgyi Tóth (ungarische Frauenrechtlerin), Margarete Muresan (Mitarbeiterin des Verbands INVIA und KOK – Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel) sowie Corina Pannaite (rumänische Sozialarbeiterin) gehalten.

Der zweite Tag gestaltete sich wesentlich lockerer und interaktiver. Nachdem am Donnerstag die vielen verschiedenen Aspekte des Menschenhandels dargestellt und in regional-spezifische Problematiken aufgeteilt wurden, lag der Schwerpunkt am Folgetag auf der Diskussion. Ein Dokumentarfilm, der die Problematik der Unbetroffenheit und Blindheit der deutschen Gesellschaft gegenüber Ausländern, die in deutschen Unternehmen ausgebeutet werden, thematisiert, stieß eine rege Diskussion über die Gleichgültigkeit in Bezug auf die Ausbeutung von Arbeitskraft in Deutschland an.

Am Nachmittag beschäftigten sich die Teilnehmer tiefgehender mit der sexuellen Ausbeutung. Der aktuelle ungarisch-schweizerische Spielfilm "Viktória" veranschaulichte die Problematik zusätzlich. Als weiterer Gastredner wurde Men Lareida, der Regisseur des Films, und Virág Kováts eingeladen. Kováts ist Sozialarbeiterin in Ungarn und war mehrmals in der Schweiz bei „Flora Dora“, einer Beratungsstelle für Prostituierte, tätig. Anhand des Films von Men Lareida wurde eine typische Lebensgeschichte einer Prostituierten dargestellt, die der Armut entfliehen wollte. In der Hoffnung auf ein besseres Leben landete sie in den Händen eines Zuhälters, der sie ausnutzte und misshandelte. Nach dem Film wurde lange über die Frage diskutiert, ob die Legalisierung der Prostitution bessere Zustände und mehr Sichtbarkeit der Problematik schaffen würde, oder ob die Probleme sich dadurch doch eher verschlimmern würden.

Am Ende der zweitägigen Workshops waren sich alle Teilnehmer darüber einig, dass die Kampagne nächstes Jahr in Deutschland fortgesetzt werden sollte, um das Bewusstsein für die Problematik in der Gesellschaft weiter zu schärfen.

Autoren: Viktória Blahó, Franziska Doering

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